Betrachten wir unser landschaftliches und kulturelles Erbe einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel. William, unser Kulturexperte, nimmt Sie mit auf eine Reise und, versprochen, Sie werden die Landschaft nie wieder auf dieselbe Weise betrachten!

Ein anderer Blick auf das Kulturerbe

Die Suche nach dem Kulturerbe könnte sich auf eine Suche nach dem beschränken, was unübersehbar ist und auf den ersten Blick ins Auge fällt. Sümpfe, Landarbeit und ein eher beschaulicher Lebensstil: das Reiseziel Sud Vendée Littoral ist weit von allem Prunk und Luxus entfernt, und das ist auch gut so! Die Identität der Gegend besticht durch ihre Einfachheit, und genau in dieser Einfachheit von Kultur und Landschaft muss man sich ihr nähern. Hier erzählt noch der kleinste geschliffene Stein eine Geschichte, die Geschichte der Frauen und Männer, die geduldig an Stätten gebaut haben, die das ganze Jahr über von jenen gesehen werden können, die bereit sind, einen kleinen Schritt zur Seite zu treten.

Ein Brünnlein im Felde …

Unzählige Brunnen und Quellen findet man in der Gegend. Glaubt man, bereits alles zu wissen, wird man von einem kleinen Denkmal am Rand einer Ortschaft überrascht; am Fuße von La Dive in Saint-Michel-en-l’Herm oder auf dem Plateau de Beaulieu, das Mareuil-sur-Lay überragt. Auf dem Weg von Thiré nach Saint-Martin-Lars lädt das Waschhaus zu einer kleinen Rast am Ufer der Smagne ein. Über dem Waschhaus thront ein eleganter Brunnen, der 1864 von dem Architekten Auguste Garnereau entworfen wurde. Dasselbe kann man in Saint-Michel-en-l‘Herm mit dem Ziegelbrunnen am Teich entdecken. In Bessay, Sainte-Hermine etc. bieten die Waschhäuser eine wunderbare Kulisse für einen Spaziergang. Manche von ihnen wurden vor einigen Jahren bewahrt und sind wichtige Zeugen des täglichen Lebens in den ländlichen Gegenden.

Moderne Architektur und Art déco

Die Architektur des 20. Jahrhunderts ist reich an Erkenntnissen über die Verbreitung künstlerischer Strömungen. Nur einen Steinwurf von der Kathedrale von Luçon entfernt, ist der Wasserturm aus Beton unter Kennern sehr bekannt. In Richtung der Straße von Les Sables-d‘Olonne lockt das Hotel des Postes, das im Jahr 1938 erbaut wurde, mit geräumigen Zimmern. Der Architekt aus Nantes, Gabriel Guchet, schenkte der Bischofsstadt ein in der Region bedeutendes Denkmal in Art-déco-Architektur. In Saint-Michel-en-l’Herm und L’Aiguillon-sur-Merfindet man an den Fassaden der alten Postämter zauberhafte Mosaiken und Fayencen. Auch an der bewegten und häufig erst in jüngster Zeit erschlossenen Küstenlinie finden sich architektonische Überraschungen. Der Wanderer, der es versteht, sich treiben zu lassen, wird voller Freude Badevillen beispielsweise in La Faute-sur-Mer entdecken. In der Rue de l‘Océan oder in der Rue du Docteur-Pigeanne erinnern kleine Häuser an die Urlaubsträume bescheidener Handwerker aus der Region.

Religiöses Erbe

Sie kennzeichnen jedes Dorf durch ihre monumentale Präsenz. Im Gemeindeverbund Sud Vendée Littoral sind die Kirchen meist von schlichter Bauweise. Das Kulturerbe aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten bedeutet auch, erst kürzlich gebaute religiöse Bauwerke zu berücksichtigen. L’Aiguillon-sur-Mer, l’Île-d’Elle, Sainte-Hermine oder Vouillé-les-Marais – an vielen Orten kommt die neoklassizistische Strömung zum Ausdruck. Diese Baukunst, die an die Antike erinnert, ist in der südlichen Vendée stärker als im übrigen Département vertreten und symbolisiert die Moderne des 19. Jahrhunderts. Diese Lichtarchitektur ist von der neuen Stadt La Roche-sur-Yon inspiriert und hat dank des  Départementsarchitekten Jean-Firmin Lévêque einen ausgewählten Platz in der Gegend gefunden. In ihrer Schlichtheit sind die neoklassizistischen Kirchen eine Antwort auf die Erschließung der Gegend zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Aber auch …

Weit davon entfernt, das Kulturerbe auf alte Dinge zu reduzieren, werden wir uns dem Vergnügen der Entdeckung zeitgenössischer Kunst widmen, die sich eingebettet in die Landschaften oder auf den Bauwerken findet. Entlang der A 83 durchbrechen die Skulpturen Portes de la vallée du Lay von Ivan Theimer die Monotonie der Autobahn. In einem anderen Bereich wurden die zeitgenössischen Ornamente der Kathedrale von Luçon von dem Goldschmied Goudji angefertigt. In Saint-Martin-Lars-en-Sainte-Hermine sind es bemalte Buntglasfenster, die die restaurierte Kirche zieren. Natürlich könnten wir hier auch über alte Kirchenfenster, römische Relikte, Schlösser und dergleichen sprechen, aber das Kulturerbe aus einem anderen Blickwinkel zu sehen bedeutet vor allem, sich bei seiner Reise durch die Gegend überraschen zu lassen. Selbst die Bäume sind ein Kulturgut, das sich von der Masse abhebt, was Éric Rohmer verstanden hatte, als er seine Kameras in Saint-Juire-Champgillon aufstellte.

Wenn Sie weitere Schätze entdecken möchten, werfen Sie gleich einen Blick in das Bildarchiv unseres passionierten und hinreißenden Kulturexperten William CHEVILLON!

 

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